Eine kleine Poetik für werdende Lyrikerinnen
- bemuttere nicht die Leserin, indem du eigene Aussagen kommentierst
- benutze Adjektive nur dort, wo unbedingt nötig
- benutze Bilder, die konkret sind
- benutze Bilder, die neu sind
- sei originell und überspitze deine Aussagen
- schreibe keine Naturlyrik (und falls doch: schreib sie besser)
- benutze Wörter wie ‹Herz›, ‹Seele› oder ‹inneres Auge› sehr selten oder niemals
- meide die Inversion
- verdrehe und/oder verfremde eigene Aussagen: nicht was du sagen willst, soll im Gedicht stehen; das Gedicht muss dich selbst überraschen
- sei dem Thema des Gedichts treu und spiegele es in den Wörtern des Gedichts
- gebrauche so oft wie möglich umgangssprachliche Ausdrücke
- meide Anachronismen
- verzichte auf Zierrat und Ausschmückung
- kürze auf das zurück, was unbedingt nötig ist
- komme immer aus der gegenständlichen Welt und niemals aus der metaphorischen: das Gegenständlich-Wirkliche ist die beste Metapher für jedes Gedicht
- nimm keine Pose ein und sprich im Gedicht wie im Alltag zu deiner Frau/deinem Mann, deinen Freunden oder deinen Arbeitskolleginnen OF