Buchbesprechung aus WORT Nr. 55, ‹Heiteres und Kritisches› von August Guido, Holstein


‹Hüttenbuchverse zum Dritten› von Edgar Hermann, Igis 
Gedichte und Kurzgeschichten, 128 Seiten, 2018, Karin Fischer Verlag, Aachen
CHF 19.90, ISBN 978-3-8422-4601-0 

Himmelblau ist der Einband erneut beim neuen ‹Kurzweil-Band› von Edgar Hermann. Und wenn man zu lesen beginnt, denkt man, es sei ihm ein Lachen im Mund, er verbreite Heiterkeit. Das Leben von der lustigen Seite nehmen; das ist doch auch legitim. Die Sonne scheinen lassen; das tat sie im Sommer lange bei uns.

Zwar steht im Untertitel ‹Gereimtes und Ungereimtes›. Wegen dem Lachen? Oder weil doch einiges schief läuft, selbst bei Sonnenschein?

Aber ‹es kommt, mit oder ohne Sorgen, / doch alles, wie es kommen muss.›

Der Jahreslauf wie üblich – oder nicht?, ‹Raben schreien über Stop­pelfeldern, / ... ein Licht ertastet Horizonte.›

Selbstverständlich, zu den Gedichten gehört der Frühling und viel­leicht das eine oder andere Liebesgedicht, so in der Melodie: ‹Wenn ich deinen Hauch verspüre, / bin ich immer wie benom­men. / Wenn ich deine Haut berühre, / ist mein Glück vollkom­men.› Ja, das muss sich reimen, worauf der erste amüsante Prosa­text folgt mit dem Titel ‹Engelshaar›. In der Kirche ein Mann mit Enkel, welcher der vor ihm stehenden Dame eben über die schönen Haarsträhnen strich. Es war doch der Enkel. Ein Lächeln nach der Entrüstung. Ein Lesespass. Dann die jungen Mädchen und das gefärbte Haar. Dann aus dem Kindermund: Oft eine Trouvaille. Aber doch Kritisches.

Die Wettbewerbe der Geschäfte für die Reklame-Adressen. Die Wege von der Bewunderung in der Jugend bis zur Desillusion. Zu grosses Tempo – darauf der Rollstuhl. Das Abgleiten zu den Nachtseiten. Die High-Society, eine gute Tat, eine Million spen­den, eben das Unerwartete. Dazwischen immer wieder Gedichte, weniger mit einer Stimmungsfärbung, eher mit einer Aussage, ei­ner Feststellung, zum Beispiel über die Freiheit. ‹Freiheit, die ich meine, / die meine wie die deine ... › /. Die Freiheit der Hausord­nung, die Schrebergartenverordnungen ... Immer wieder Nachfor­schungen über unsere Welt mit ihren Allüren. Beobachten und dann den Zeigefinger erheben. Im Bus, wo alle mit dem Handy fahren. Die Mentalität der ‹ltalianita›. In den Ferien: Im Hotel darf man nicht rauchen, also sitzt sie den ganzen Tag auf dem Balkon. Die italienische Nonna heute heisst ‹Frisco Findus›. Reden heute miteinander nur noch per SMS ... . Und dazu die Zeit, die sich im­mer davon macht; Rosen reimt sich auf Herbstzeitlosen, und die Lindenblüten kauft man heute in der Drogerie. Man pflückt nichts mehr vom Baum ...