Opitz, Martin (1597–1639)
Vor Opitz war die deutsche Verseschmiederei schlicht und ergreifend Mumpitz. Natürlich konnte man sich amüsieren und herum-limericken oder -hans-sächseln. Aber so richtig zum Klingen gelangte die deutsche Sprache nicht.
Opitz, Anführer und Formgeber der ersten Schlesischen Dichterschule, stammte aus Bunzlau – einer Kleinstadt im heutigen Westpolen, das sich rühmen darf, die erste deutsche Kanalisation erstellt zu haben.
Ähnlich kanalisierend, ja geradezu kathartisch wirkte Martin Opitzens ‹Buch von der teutschen Poeterey› (1626–1632), das sich aus Liebe zur antiken Verskunst darum bemühte, erstmals eine Systematisierung der deutschen Metrik einzuführen. Diese ‹neue› Metrik fusste weder auf der Silbenzählung (herkömmlich in der Volkskunst oder in der Vulgärdichtung der Zeit) noch auf der Beachtung von so genannten Längen und Kürzen. Opitz erkannte, dass der deutsche Sprache in all ihrer teutonischen Schwerfälligkeit nur der Laut an sich in seiner jeweiligen Belastung und Entlastung genügen konnte. Seit Opitz kann jeder Lyriker zu recht von sich sagen, dass er jedes Wort auf die Waage lege. OF