Leier

Die Leier oder Lyra, zu deren gezupften Klängen man im Altertum sang, symbolisiert inzwischen sprichwörtlich Langeweile. Sprüche wie ‹alte Leier› oder ‹immer die gleiche Leier› stammen jedoch nicht von der antiken Leier, sondern von der Drehleier des Mittelalters. Dem Drehen der Kurbel sowie dem Ton der Leier, der keinerlei Modulation kannte, weil die Saiten mechanisch angeschlagen wurden, können auch heute noch eine gewisse einschläfernde Wirkung nicht abgesprochen werden. Eine gewisse anästhetische Wirkung kann auch die metrisch geregelte und gereimte Lyrik durchaus entfalten, wenn sie zu geregelt und zu reibungslos gereimt ist. So sprachen schon die Klassiker vom ‹Klappern des Alexandriners›…

Dass das Leierspiel allein nicht genügen kann, um Kunstkenner zu überzeugen, zeigte sich auch im Wettstreit zwischen Apollo und Marsyas. Letzterem wurde, da er mit der Stimme Apollos nicht mithalten konnte, an einer Fichte aufgehängt, die Haut bei lebendigem Leibe abgezogen: eine schöne Mahnung, die eigene lyrische Gabe nicht zu hoch zu hängen.  OF

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