Barde
„Nur Narr, nur Dichter“, krächzte schon der alte Fritz Nietzsche unter seinem Schnauz hervor. Damit hatte er nicht so unrecht. Mittelalterliche höfische Strukturen, heute leider längst überwunden, wie auch das römische Mäzenatentum, erlaubten nicht nur den Narren eine gewisse Lebenswürde, sondern auch den preiskämpfenden Dichter-Sängern der Kelten, Barden genannt. Diese können heute mit den Slam Poeten verglichen werden, obwohl diese sich nicht auf einer Leier (genannt crwth) begleiten (s. Slam Poetry). Erst viel später, nach ihrem Aussterben durch die Romanisierung Frankreichs, wurden sie im europäischen Raum wieder entdeckt.
Diese Barden aber sind recht eigentlich ein nationales, nationalistisches Phänomen oder Projekt, ja eine Art Projektion des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Sie sind damit, wie ihre Gesänge, zu Kunstprodukten geworden, will heissen, zu fiktiven Figuren, die auf eine sagenhafte und mythische germanische Vorzeit zurück deuten sollen. (s. Ossian) OF