Asklepiadische Strophe
Asklepiades lebte rund 300 Jahre nach Sappho und Alkaios auf der Insel Samos. Der erotische Epigrammatiker ist nur noch im Fragment überliefert. Wir verdanken das Wissen um seine Kunst dem römischen Dichter Horaz, der die Strophenform ins Lateinische tradiert hat. Die Strophe besteht aus zwei asklepiadischen Versen, die sich in der puren, lateinischen Version durch zwei Doppellängen oder Spondeen (im Dt. Hebungen oder Lasten), einen Trochäus und einen Jambus und, nach einer Zäsur, durch zwei Daktylen auszeichnen (/ / / v v / ‚ / v v / v v), während die beiden abschliessenden Verse von unbestimmter Länge und trochäisch-daktylisch sind (z.B. / / / v v / / oder / / / v v / v v).
Wiederum hat es die deutsche Ordnungsliebe gebraucht, um dieses antike polyvalente und pluripotente Durcheinander in schlichte klassische Klarheit aufzulösen: jetzt besteht der asklepiadische Vers aus zwei trochäisch-daktylischen Strophen mit Zäsur (sechs Hebungen oder Lasten) sowie aus zwei um die Hälfte verkürzten Strophen, die ebenfalls Trochäen und Daktylen kombinieren.
Gleich Fontänen mein Tun: Steigender Fall des Planens. (/ v / v v /, / v v / v / v)
Wähl den Stoff ich mir aus? Schürfe im Berg des Nahen: (/ v / v v /, / v v / v / v)
Nie kartiert noch die Dielen... (/ v / v v / v)
Habe hier meine Tat vollbracht. (/ v / v v / v /) OF