Carte Blanche 2013/5, ergänzt 2020/8, von Adèle Lukácsi, Schaffhausen
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Das moderne Gedicht

Wovon handelt ein Gedicht?

Wer sind die Lesenden?

Ob’s die Schreibenden nicht kümmert?

Gab es je eine Zeit ohne einsame

Menschen, verlorene, ausgegrenzte,

den Sinn des Lebens Suchende?

Eine Zeit ohne Fanatismus, Kriege,

Völkermorde, rasende Zerstörungswut?

Was also gehört zu einem modernen Gedicht?

Ich schreibe vom Heute,

im gefühlten Gestern,

in all dem, das nicht vergessen werden darf.

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Im Tanz der Eitelkeiten

Nicht aus dem Rhythmus fallen

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In Muschelklängen

ruht der Dinge schlafend’ Lied

träumend fort und fort

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Wo ruht es, das Wort?

Dem der Zauber innewohnt

zu lösen den Strang

der malträtierten Laute?

Eigen ist es uns allen

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Was ist Kunst?

Kunst entsteht nicht leichtfertig.

Menschlichkeit ist Kunst.

Sie ist eine bittere:

erfühlt, erlitten, erprobt.

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Soldatenfriedhöfe

Vaterlands Helden,

geopfert wofür?

Völker – vereint in Tränen,

Völker – vereint in Hoffnung.

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Jahresauslese

Was las es heraus, das Jahr?

Krieg und Sehnsucht nach Frieden.

Im Wind verhallte Klagen.

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Ausgeliefert, der

Hilfe bedürftig beginnt

das Leben – ALPHA

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Ausgeliefert, der

Hilfe bedürftig endet

Leben – OMEGA

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Dorf meiner Heimat

durch Fremde fremd geworden

herzenstief bewahrt.

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Tulpe, lichterfüllt

kostend des Tages Süsse

von Schlehdorn umkost.

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Geranienflor

blutrote Farbenfülle

Angst, Hoffnung, Liebe.

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Biegen und Brechen

dem Schilf mich angeglichen,

Schilf biegt sich, bricht nicht.

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Trügt dich die Richtung,

ängstigt dich dein mutig Gehʻn,

schau Himmels Weite.

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Gute Gedanken

Ackerland meiner Träume

Oasen schaffend.

In düstern, kalten Tagen

ein Hort für Licht und Wärme.

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Sprechende Bilder

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Edvard Munch

Ein tonloser Schrei

aus weit aufgeriss'nem Mund

trifft ins Herz der Welt.

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Salvador Dali

Dalis Sicht der Welt

kehrt alle Sinne nach innen,

lässt aus Haben Sein werden;

fleht um menschlich Erbarmen.

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Marc Chagall

Leuchtende Farben

tanzen zu Mozarts Klängen

entschweben ins Licht.